Krisenmanagement

Planst Du in der Zeit, so hast Du in der Not. So oder so ähnlich könnte der Leitspruch für jedes funktionierende Krisenmanagementsystem lauten. Denn ganz egal, welche Krise Sie überwinden müssen: Es muss schnell gehen. Immer. Mit der Planung zu beginnen, wenn der Ernstfall eintritt, ist in etwa so, als beginne man mit dem Bau einer Feuerwache, während bereits die halbe Ortschaft brennt. Natürlich ist es ebenso wenig ratsam, in vorauseilendem Aktionismus die komplette unternehmerische Energie auf den Bau von Feuerwachen zu konzentrieren – wo man doch gar nicht weiß, in welcher Gestalt die nächste Krise an die Tür klopft. Möglicherweise wären Sie mit einer Seenotrettung oder dem Seuchenschutz besser bedient. Und vielleicht bleiben Sie auch ganz verschont. Wer weiß das schon? 

 

Eben. 

 

Nun ist es aber so, dass wenige Gefühle dem Menschen – auch dem arbeitenden – so unangenehm sind, wie Unsicherheit. Was wiederum zur Plattform wird, auf der allerhand Scharlatane und Bauernfänger mit wehendem Bastrock Limbo tanzen und Ihnen mit Kennzahlen und Risikoanalysen (der "modernen" Form der Eingeweide-Leserei) den eigenen Maßnahmen-Katalog unterjubeln. Spätestens der Umstand, dass Sie die Herren Glaskugel dann auch wirklich mitsamt Konfetti und Zylinder zu einem Kickoff einladen,  sollte zur sofortigen Kündigung führen. Sollte. Wird aber nicht. Denn auch Ihren Chefs fehlt es am nötigen Weitblick, um zu erkennen, dass man aus einem Francesco Schettino auch mit jährlich replizierten Schwimm- und Kommunikationskursen keinen fähigen Kapitän macht. 

 

"Aber was denn sonst? Was können wir nur tun?" werden Sie verzweifelt rufen. 

"Und was hat die Costa Concordia mit unserem Unternehmen zu tun? Wir sitzen in Kassel!"

 

Und erneut müsste an dieser Stelle der Schuss nicht zu überhören sein. Mit Visitenkarten in jeder Körperöffnung und umgeben von einer Geräuschkulisse "wir sind ein großes mittelständisches Unternehmen mit 853 Mitarbeitern", die jeden Truppenübungsplatz locker in den Schatten stellt, wird diese simple Herausforderung jedoch in etwa so anspruchsvoll wie ein Weltraumprogramm für Bangladesch. 

 

Nunja.

Wir geben Ihnen mal einen heißen Tipp: So eine Krise fällt in den seltensten Fällen wie  Regen vom Hamburger Himmel,  sondern ist fast immer das Ergebnis  jahrelangen Missmanagements oder – mal ganz einfach auf den Punkt gebracht – Dummheit.

 

"Was?" werden Sie empört ausrufen "Dummheit?"

"Das ist völlig ausgeschlossen! Wir haben doch den ganzen Tag Meetings ... und Workshops ... und Organigramme ..."

 

"Ach, Burschi ..." Fast möchte man Ihnen tätschelnd die Hand auf den uniform gescheitelten Kopf legen und flüstern: "Ruhig, Brauner! Alles wird gut. Wir erklären es es Ihnen: Dumme Entscheidungen entstehen durch dumme Prozesse. Und die werden in dummen Strukturen von dummen Menschen aufgesetzt." "Aber wir haben gerade den Workflow optimiert." 

 

Sehen Sie. Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer:  dumm sein und tot sein haben tragischerweise nämlich etwas gemeinsam: man selbst merkt nichts davon. 

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