Flache Hierarchien

In kleinen Start-Ups gelebte Realität, von Konzernen und Mittelständlern argwöhnisch beneidete – und nur allzu oft schlecht kopierte – Form des kollegialen Miteinanders. Aber was ist dran, worauf kommt es an und wie kann man das eigene Dickschiff zu einem agilen Schnellboot transformieren? 

 

Ganz einfach: 

Gar nicht. 

 

Ein Dickschiff zeichnet sich nämlich besonders durch eines aus: Ungelenkigkeit. Und das zieht gemäß dem Gesetz der Gleichheit eine ebenso ungelenkige Mannschaft nach sich. Hier sammeln sich die Jungs und Mädels, die immer zuletzt in die Schulmannschaft gewählt wurden. Mittlerweile erwachsene Menschen, immer noch gegeißelt von den präpubertären Waterloos in Castrop-Rauxel und Fürstenfeldbruck. Die Kinder, die früher nicht in den Sandkasten durften und nun mit einem blumigen Titel an der Bürotür die vermeintliche Allmacht zelebrieren. Menschen, die dem Chef in den Arsch kriechen, während die Reinigungskraft mit selbigem nicht angeschaut wird. Hirachie ist Lebensinhalt, Daseinsberechtigung, Wichsvorlage. 

 

Was glauben Sie wohl, was passiert, wenn man das Türschild entfernt. :)

 

a) Manfred, Günther und Horst fallen sich in die Arme und jubeln, dass sie nun "dank kurzer Entscheidungswege" und "eines viel besseren Teamspirits" wesentlich zufriedener mit ihrem Job sind oder

 

b) es gibt ein Hauen und Stechen sondergleichen, weil zum einen niemand mit bekommen darf, dass hinter dem Türschild wenig bis keine Substanz vorhanden war und zum anderen auch ohne Schulterklappen ein für alle mal – zumindest bilateral – geklärt werden muss, wer hier abschließend der dickste Karpfen im Teich ist. 

 

Na? Wir bitten um Ihren Einsatz. :)

 

Und wo wir schon einmal dabei sind:

  • Wie groß ist wohl der Anteil an "Arbeitsleistung" in einem hirarchiegetriebenen Unternehmen, der allein der Aufrechterhaltung und Durchsetzung von Macht aka "Orgnisationsstrukturen" dient – von Pimmelparaden in Form von Führungskräfte-Seminaren und -Workshops mal ganz abgesehen?
  • Wie viele Terabite ließen sich auf Ihren Servern frei schaufeln, wenn man die sorgsam archivierten und für jeden Furz aktualisierten Organigramme der letzten zehn Jahre einfach mal löschen würde?
  • Wie viele PowerPoint Charts fielen weg, wenn man Kunden, Bewerbern und Geschäftspartnern nicht an jeder sich bietenden Stelle ungefragt mit Füßen gemalte Baumdiagramme um die Ohren hauen würde?
  • Wer darf ins oberste Stockwerk und wer arbeitet im Erdgeschoss?
  • Wer wird zuerst in der Kantine bedient und wem lasse im am Aufzug den Vortritt?
  • Welche Mails muss ich am schnellsten bearbeiten?
  • Und für wen lasse ich spät abends noch das Licht im Büro brennen, um emsige Geschäftigkeit und großes Engagement zu suggerieren?
  • ...

 

Sie ahnen es: hier geht's ans Eingemachte. 

Und sehr wahrscheinlich ist die Erkenntnis, der König einer Lepra-Kolonie zu sein, nicht unbedingt das, was Sie sich von diesem Artikel erwartet hatten. Aber was will man machen? Schließlich leben wir in einer Welt, in der sogar arbeitsrechtlich definiert ist, dass es Tätigkeiten mit "beleidigendem Charakter" gibt – etwa bei betriebsbedingten Kündigungen. So gilt es etwa als würdelos und unzumutbar dem bisherigen Chef der Einkaufsabteilung einen Pförtnerposten anzubieten. Pfui. Igitt. 

 

Am besten nicht hin sehen, einfach weiter wie gehabt und vielleicht mal eine Position im Organigramm verändern. Damit sind dann wieder alle auf Monate ausgelastet. Mit etwas Glück passt ja der nächste Trend. Wir drücken die Daumen!  

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